Vielleicht hast du lange (oder sogar sehr sehr lange) keine Kunst mehr gemacht, das Skizzenbuch verstaubt in der Schublade, die Stifte und Farben unangerührt. Und doch: Du fühlst dich zu deinen Materialien hingezogen, du vermisst deine Kreativität, willst wieder im Flow sein – wäre da da nur nicht diese unsichtbare Blockade, die dich davon abhält, dich einfach an den Schreibtisch zu setzen und loszulegen.
Ich kenne das Gefühl sehr gut. Mit etwas neu anzufangen birgt eine große Verletzlichkeit und Unsicherheit, die wir unterbewusst gern zur Seite schieben möchten. Besonders Kreative machen sich viele Gedanken, zahlreiche Glaubenssätze und Ängste türmen sich in ihrem Kopf zu einer Mauer auf, die man erst einmal wieder einreißen muss.
Damit du das schaffst, habe ich 5 Tipps zusammengestellt, um die erste Schwelle zu überwinden und in deine kreative Praxis zurückzufinden.
Bevor es losgeht: Das richtige Mindset
Was uns vom Schaffen abhält sind – in den allermeisten Fällen – wir selbst. Vielleicht denkst du sogar, dass du nicht kreativ genug bist und es deswegen gar nicht erst versuchen brauchst. Ich glaube aber, dass die Kreativität dich nicht ohne Grund ruft. Erinnere dich an die Zeiten, in denen das Malen und Zeichnen dir Freude bereitet hat. Was hat dich damals angezogen? Viele Menschen haben zuletzt als Kinder frei und ohne Hintergedanken gemalt, als der pure Spaß am Gestalten nicht an ein perfektes Endergebnis geknüpft war.
Heute mag es für dich nicht mehr so einfach sein, diesen Zustand zu erreichen. Vielleicht haben sich deine Lebensumstände seit dem stark geändert oder du viel weniger Zeit, den Pinsel zu schwingen. Was aber bleibt, ist deine individuelle Perspektive, die du einbringen kannst. Sieh es als Chance, auch in deiner derzeitigen Situation kreativ werden zu können und neue Ausdrucksweisen zu entdecken, die sich für dich richtig anfühlen.
Also: Finde in die Kreativität zurück als der Mensch, der du jetzt gerade bist – nicht als der, der du früher warst oder der du glaubst, sein zu müssen. Die Umstände sind wahrscheinlich nicht perfekt und sie werden es auch nie sein. Perfektion ist eine Illusion, also kannst du dich auch in den Prozess stürzen und sehen, was sich ergibt.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, hier nun einige Tipps zur Überwindung der Angst vor dem weißen Blatt:
1. Fange mit einfachem Material an
Du brauchst am Anfang definitiv kein brandneues Edel-Skizzenbuch oder eine große Leinwand. Sie sind zu einschüchternd, denn man könnte sie ja “versauen”. Wir wollen die Hemmschwelle so gering wie möglich halten. Am besten ist also das Kunstmaterial, das du bereits hast – ein Stift und ein Blatt Papier reichen völlig aus. Vielleicht hast du sogar (wie viele Kreative) noch ein unvollendetes Skizzenbuch im Schrank liegen, das du nun weiterführen kannst. Überhaupt bin ich ein großer Fan von Skizzenbüchern, denn sie sind ein toller Weg, Übungen und Experimente zu bündeln. Kaufst du neue Sachen, dann beschränke dich auf eine kleine, günstige Auswahl. So traust du dich viel eher zu experimentieren und ärgerst dich nicht, Material verschwendet zu haben.
2. In kleinen Schritten zum Ziel
Dazu passt gleich der nächste Tipp: Fange mit kleinen Kreativsessions an. Wenige Minuten reichen fürs erste, um wieder ein Gefühl fürs Kreieren zu bekommen. Konzentriere dich zunächst darauf, das Zeichnen oder Malen wieder als Gewohnheit zu etablieren. Schon ein paar Pinselstriche oder Kritzeleien zu einem festen Termin am Tag helfen dabei, sich wieder an eine Routine heranzutasten. Besonders gut eignen sich der Anfang oder das Ende des Tages, wenn man ein paar ungestörte Minuten nur für sich hat. Mit der Zeit wird es dir wieder leichter fallen, dich in ein kreatives Mindset zu versetzen. Und erinnere dich daran: kleine, unperfekte Schritte sind besser, als auf der Stelle zu stehen.
3. Bleibe achtsam
Jeder Künstler hört hin und wieder die Stimme des Perfektionismus im Kopf, die uns erzählt, dass wir nicht gut genug sind und dass das doch eh nichts werden kann. Auch Scham oder Unsicherheit begleiten dich möglicherweise auf deinem Weg. Diese Gefühle sind in Ordnung, wir müssen sie nicht wegdrücken. Wenn die merkst, dass sie dich in deiner Kreativzeit beeinflussen, lasse sie zu, akzeptiere sie, aber lasse sie auch als Momentaufnahmen weiterziehen. Das Wichtigste ist es jetzt, am Ball zu bleiben und auch die unangenehmen Aspekte als Teil des Prozesses zu betrachten.
4. Starte in deiner Komfortzone
Etwas neues zu wagen ist schon schwer genug, also mache dir die ganze Sache gern so angenehm wie möglich. Vielleicht hilft dir dein Lieblingsgetränk, Musik oder ein Podcast. Auch neben der Lieblingsserie auf der Couch zu kritzeln ist eine gute Idee, um den inneren Schweinehund zu überlisten. Fange bei der Wahl von Motiven mit Dingen an, die dich besonders ansprechen oder die dir in der Vergangenheit schon Freude gemacht haben. Die Zeit für ambitionierte Projekte kommt später!
5. Sei geduldig mit dir selbst
Es ist unmöglich, nach einer Pause etwas wieder perfekt zu können, das gilt auch für das Malen und Zeichnen. Neu anzufangen ist bereits herausfordernd genug, also gib dir Zeit, “schlechte” Kunst zu produzieren, zu experimentieren, deine Stimme wieder zu finden. Sieh diese Zeit als eine Art Reha für deine Kreativität, in der du dir kleine Fortschritte und auch Rückschritte erlaubst. Deine kreativen Muskeln müssen erst wieder lernen, wie sie funktionieren. Wenn du die ersten Schritte genommen hast, ist bereits eine große Hürde geschafft.
Ich hoffe, diese Anregungen helfen dir, wieder die Malsachen in die Hand zu nehmen. Trau dich, denn ich bin sicher du und auch die Welt brauchen deine Kreativität!
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