Du bist eigentlich ein kreativer Mensch, aber plötzlich fühlt sich das Malen, Zeichnen, Fotografieren oder Schreiben falsch und krampfig an. Nichts funktioniert mehr – Stillstand im Kopf. Wo ist nur die Kreativität hin? Solltest du vielleicht sogar aufgeben und dich von der Idee verabschieden, ein Künstler sein zu wollen?
Wenn du diese Gedanken kennst, steckst du vielleicht mitten in einer Schaffenskrise. Kreative werden in ihrem Arbeitsprozess immer wieder mit Zweifeln konfrontiert. Doch manchmal führen diese geradewegs in eine kreative Blockade, in der statt Kreativität nur noch eine Sackgasse wartet.
Art block, Kreatief, kreatives Loch – es gibt viele Namen für dieses Phänomen, das wohl fast alle künstlerisch tätigen Menschen früher oder später einmal trifft. Plötzlich sind die Ideen verschwunden und was früher eine erfüllende Tätigkeit war, fühlt sich nur noch hohl an. Dieser vermeintliche Verlust der Kreativität wird schnell lebensverändernd und bestimmt das ganze Denken.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Du kannst aus dieser Schaffenskrise herauskommen und den Zugang zu deinem kreativen Wesen wiederfinden. Die Anregungen in diesem Artikel helfen dir dabei, deine persönliche kreative Blockade zu lösen, egal ob du Hobbykünstler oder Profi bist.

Inhalt
Gründe für eine Schaffenskrise
Kreativität kann nicht einfach von einem Tag auf den anderen verloren gehen. Ich bin davon überzeugt, das kreative Krisen immer von tiefer liegenden Problemen ausgelöst werden. Und die können aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen.
Vielleicht waren es falsche Arbeitsroutinen und -gewohnheiten, die dich zum kreativen Burnout getrieben haben. Zu viel, zu schnell oder eine starke Belastung über einen längeren Zeitraum. Gerade nach großen Projekten wartet oft ein Loch, dass uns erschöpft und ideenleer zurücklässt.
Vielleicht wurzelt die Schaffenskrise aber auch in einer tiefen körperlichen oder emotionalen Erschöpfung. Änderungen im Umfeld, Umzüge, Jobveränderungen, Familiengründung, Krankheiten, die Pandemie – all das ruft viele Unsicherheiten hervor. Deine Energie wird an so vielen Stellen gebraucht, dass deine kreative Kraft zurückstecken muss oder ganz abhanden kommt. Das ist in schweren Zeiten völlig normal!
Und wenn du in einer kreativen Branche arbeitest oder studierst kennst du sicherlich auch den Druck, immer auf Abruf einfallsreich zu sein. Social Media befeuert dazu unsere Unsicherheit in die eigenen Fähigkeiten durch ständiges Vergleichen mit Anderen. Stellst du dein eigenes Schaffen diesem Highlight-Feuerwerk gegenüber, kann schnell eine große Unzufriedenheit entstehen.
Manchmal kommt die Blockade aber auch aus einer ungewöhnlichen Quelle: Überinspiration. Gerade auf Social Media werden wir tagtäglich bombadiert mit den fertigen Werken der tollsten Künstler, überall lauert eine Idee oder ein Trend, auf den man aufspringen könnte. Der unendliche Strom an kreativen Möglichkeiten führt schnell dazu, dass du dich vor lauter Möglichkeiten gar nicht für deinen Weg entscheiden kannst.
Worin deine Schaffenskrise auch wurzelt, einher geht sie fast immer mit einer tiefgreifenden Frustration oder gar Wut. Auf die Welt, auf dich selbst. Deine Idealvorstellung von dir und deiner Kunst stimmt einfach nicht mit der Realität überein. All diese Dinge kommen in einem großen Cocktail aus Angst und Widerstand zusammen, der die unüberwindbar scheinende Mauer der Kreativblockade ausmacht. Das alles kann sich soweit steigern, dass du eine regelrechte Angst vor dem weißen Blatt (der Kamera, dem Stift, dem geschriebenen Wort) entwickelst. Schuldgefühle und Prokrastination (krankhaftes Aufschieben) sind die Folge, denn unser Hirn setzt sich nicht gern mit unangenehmen Dingen auseinander.
Nimm dir gern ein paar Minuten Zeit und überlege, was dich belastet und zu deiner jetzigen Schaffenskrise geführt haben könnte. Die Ursache deiner kreativen Blockade zu kennen ist bereits der erste Schritt auf dem Weg, sie aufzulösen.
Die kreative Blockade lösen und deine Kreativität wiederfinden
Eine gute Nachricht gleich zu Beginn; jeder Mensch trägt einen unerschöpflichen Quell an Ideen in sich. Das Problem liegt darin, dass der Zugang dazu versperrt bleibt und sie so nicht mehr zu Tage befördert werden können.
Die Strategien, die ich dir hier vorstellen möchte, sollen dich bei der Rückbesinnung auf dich selbst, deine Fähigkeiten und Besonderheiten unterstützen. Nicht alle treffen vielleicht auf deine Situation zu – du kannst sie so nutzen, wie sie zu dir passen.
Auszeiten & Abstand
Pausen gehören zum kreativen Prozess. Niemand kann ohne Phase der Regeneration dauerhaft leistungsstark und voller Ideen bleiben. Deshalb stellt sich besonders nach langen oder großen Projekten oft eine Leere oder Erschöpfung ein. Bist du in ein Problem so verbissen, dass es ausweglos erscheint, nimm Abstand – egal in welcher Form. Es ist ein bisschen, wie auf einen Berg zu steigen und das Gelände von mit Überblick zu betrachten. Der Druck fällt langsam ab und du kannst wieder das große Ganze wahrnehmen.
Das muss noch nicht einmal ein Urlaub oder Ausflug sein. Auch eine Mini-Auszeit kann dir helfen. Fühlst du dich überwältigt, steht vom Tisch auf, entspanne deine Schultern, geh einige Minuten an die frische Luft und atme tief durch. Ich weiß nicht, wie oft ich krampfhaft versucht habe, eine Zeichnung aufs Papier zu bringen, die mir am nächsten Tag mit einem frischen Kopf plötzlich ganz ohne Druck von der Hand ging.

Hier sind weitere Ideen, um auf andere Gedanken zu kommen:
- “unkreative” monotone oder repetitive Aufgaben (Abwasch, Gartenarbeit,…)
- Aufräumen/sauber machen
- Arbeitsort wechseln
- Schreibtisch umdekorieren
- Musik hören und beim Tanzen den ganzen Körper ausschütteln
- ein achtsamer Spaziergang
- Entspannungsbad
- eine kurze Meditation, um einen Moment aus dem Gedankenkarussell auszusteigen und den Kopf zu leeren
Wenn dir diese kurzfristigen Lösungen wie der blanke Hohn vorkommen, steckst du vielleicht schon sehr tief in deiner Schaffenskrise fest. Es ist in Ordnung, wenn du dir eine längere Auszeit von deiner kreativen Tätigkeit nimmst.
Dabei ist es aber ebenso wichtig, nicht nur weiter davon wegzulaufen und sich in den Eskapismus zu flüchten. Nicht um ein Verdrängen geht es, sondern um eine bewusste, aber zeitlich begrenzte Pause vom Gestalten. Kümmere dich währenddessen um dein körperliches und geistiges Wohlbefinden. Das solltest du nämlich tun: Freundlich zu dir selbst sein. Dazu gehört genügend schlafen, regelmäßig essen und trinken, dich bewegen, an die frische Luft gehen, dich mit anderen austauschen und ohne schlechtes Gewissen Dinge tun, die dir gut tun. (Und ja, das ist leider besonders schwer in den Zeiten, in denen man es am meisten braucht.)
Kreativität und Selbstwert entkoppeln
Viele Blockaden entstehen aus übersteigerten Ansprüchen an dich selbst. Aber auch Scheitern gehört zum kreativen Prozess und ist kein Charakterfehler. Es ist völlig unmöglich, immer ein perfektes Meisterwerk zu schaffen und jede Idee exakt wie im Kopf umzusetzen.
Fehlschläge und eine gesunde Verarbeitung machen dich stärker, selbstbewusster und erfahrener. Auch wenn du nicht geschafft hast, was du dir vorgenommen hast, hast du etwas gelernt und bist ein Stück weiter gekommen. Akzeptiere auch das als Teil der künstlerischen Reise. Leichter gesagt als getan? Starte damit, achtsam zu bleiben und bei Fehlern genau auf die Stimme in deinem Kopf zu hören. Was erzählst du dir selbst immer wieder? Hinterfrage deine Erwartungen kritisch und schau, was hinter ihrer Fassade steckt.
Dabei kann dir Journaling helfen. Das ist eigentlich nur das englische Wort für Tagebuchschreiben, aber es muss gar nicht regelmäßig stattfinden. Oft hilft kurzfristig auch schon ein “Braindump”, bei dem du alle kreisenden Gedanken ungeordnet zu Papier bringst. Ist erst einmal alles raus aus dem Kopf, kannst du besser analysieren und Muster erkennen – oder zumindest ein bisschen besser schlafen.
Inspiration wiederfinden: Mit neuen Ideen aus der Schaffenskrise
Inspiration lässt sich nicht erzwingen und muss auch nicht krampfhaft gesucht werden. Oft kommt sie von ganz allein, wenn wir uns mit etwas anderem beschäftigen. Funktioniert kreativ sein in deiner Komfortzone gerade nicht, versuch es mit einem völlig anderen Gebiet. Wenn du sonst fotografierst, zeichne. Oder belege einen Töpferkurs!
In meiner letzten großen Schaffenskrise war mein Einstieg zurück ein Aktzeichenkurs – etwas, was ich vorher nur selten gemacht hatte. Aus meinem Zimmer herauszukommen, mit anderen Kreativen zusammen zu sitzen und etwas zu Papier zu bringen, brachte den Funken zurück. Ich hatte monatelang absolut nichts produziert und plötzlich konnte ich auch zu Hause wieder zeichnen und aus den kleinen Figure Drawings entstanden Ideen für eigene Charaktere.
Sind grenzenlose Möglichkeiten der Hauptgrund deiner Kreativblockade, kannst du dir bewusste Grenzen und Einschränkungen setzen. Fordere dich selbst heraus, in dem du dir ein Zeitlimit gibst (10, 5, 2 Minuten pro Zeichnung) oder nur mit einem Stift zeichnest und den Rest deiner Materialien ignorierst. Damit schlägst du auch dem Perfektionismus ein Schnippchen: Die Erwartungshaltung ist eine ganz andere und selbst wenn nichts “tolles” dabei herauskommt, hast du doch das gute Gefühl, wieder aktiv zu sein.
Wenn “einfach mal machen” für dich trotzdem sehr schwer und mit Widerständen belastet ist (Hallo Prokrastination!), dann kommt hier ein Weg, um wieder ins Schaffen zu kommen:
Ein System für deine Kreativität: Routinen und gute Gewohnheiten

Klingt erstmal unintuitiv, aber auch Kreativität braucht feste Routinen. Die Balance zu halten ist nämlich gar nicht so einfach: Weder viel zu viel auf einmal gestalten und ausbrennen, noch alles zu lange schleifen lassen und uns dann schuldig fühlen.
Wir durchlaufen unzählige Routinen jeden Tag (– denk nur ans Zähne putzen), die sich völlig natürlich in unseren Alltag eingliedern. Diese Leichtigkeit und Regelmäßigkeit kannst du auch für deine kreativen Routinen erreichen. Wie du das schaffst, habe ich in einem anderen Artikel ausführlich beschrieben:
Es ist besser, wenig aber dafür oft etwas zu tun. Und das kann auch eine kleine Aktion sein wie
“Ich notiere mir eine Idee am Tag” oder
“Ich schreibe 50 Wörter am Tag”
So überforderst du dich selbst nicht, aber baust dir dennoch eine gewisse Regelmäßigkeit auf. Der Prozess ist dabei wichtiger als das perfekte Ergebnis.
Der Feind sind Angst und innere Widerstände, die umso größer werden, je länger wir ihnen Raum geben. Unser Gehirn fühlt das und leitet die Vermeidung ein. Brich dir also große Projekte und Aufgaben herunter, bis du bei einem Schritt angekommen bist, der völlig machbar ist, z.B. “Papier aus der Schublade nehmen”. Arbeite dich an deiner Checkliste aus Mini-Schritten entlang, bis sich das große Ganze Stück für Stück zusammenfügt.
Fazit: Endlich raus aus der Schaffenskrise
Auch wenn es sich nicht so anfühlt, deine Kreativität ist immer in dir. Vielleicht ist dein Blick vorübergehend verstellt oder du bist ein Stück vom Weg abgekommen. Das sollte dich nicht davon abhalten, den Zugang zu deinem Schaffen neu zu öffnen.
Mit den weisen Worten von Maya Angelou:
“Du kannst die Kreativität nicht aufbrauchen. Je mehr du sie benutzt, desto mehr hast du.“
Geh kleine Schritte, finde wieder zu dir selbst und beginne neu – immer wieder. So überwindest du die Schaffenskrise Stück für Stück und lernst auch noch etwas über dich selbst.
Die Welt braucht dich und deine Kreativität, davon bin ich überzeugt.
Ich wünsche dir viel Glück und Kraft beim Überwinden der kreativen Blockade!
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Toller Bericht, macht Mut und zerstreut Blockaden. Danke!
Danke