Ich habe mir Gedanken gemacht, wie mich die übertriebene Selbstkritik in der Vergangenheit lähmte und möchte dir einige Anregungen mitgeben, um auf lange Sicht positiver und selbstbewusster an deine künstlerische Arbeit heranzugehen.
Hör auf, dich selbst schlecht zu machen!
Na, welche Bildbeschreibung klingt besser?
„Hier habt ihr meine Kritzelei, ich weiß, ist noch nicht so toll, die Pose und das Gesicht habe ich verkackt, lol“
oder
„Hier meine neuste Zeichnung! Die Pose braucht noch ein bisschen Arbeit, aber ich bin stolz, dass ich die ganze Figur aus dem Kopf gezeichnet habe.“ ?
Also: Wenn du dein Bild postest oder jemandem zeigst, achte doch mal ganz bewusst darauf, ob du das mit einer relativierenden Formulierung machst. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es anfangs schwer sein kann, diesen Impuls
abzustellen und die negative innere Stimme umzuprogammieren. Eine positive und ehrliche Herangehensweise an dein Können beeinflusst aber langfristig nicht nur, wie andere dich wahrnehmen, sondern stärkt auch den eigenen Selbstrespekt.
Lerne von anderen Künstlern, statt dich ständig mit ihnen zu vergleichen!
Es ist leicht, sich von der überwältigenden Flut toller Bilder im Internet verunsichern zu lassen. Aber auch die Künstler, die du bewunderst, sind nur Menschen: Sie zeichnen nicht seit dem ersten Tag so, müssen hin und wieder Blockaden überwinden oder sind unzufrieden mit Ihrem Können. Viele von Ihnen teilen ihre Entwicklung oder zeigen alte Skizzenbücher. Vielleicht hilft es dir, ihre frühesten Werke anzusehen, um zu erkennen, welche Arbeit dahinter steckt. Oder schau dir ein Making-of an – Auch Meisterwerke beginnen häufig mit einer simplen Skizze.
Wenn es dir trotzdem schwer fällt, dich vom Erfolg anderer nicht runterziehen zu lassen, versuche doch mal aus Bewunderung und Neid die Energie zu ziehen, selbst produktiv zu werden. Das geht zum Beispiel, in dem du für dich analysierst, was dir an den Bildern besonders gefällt. Wie kannst du das in deinem eigenen Werk auch
erreichen? Was kannst du von ihnen lernen? Musst du überhaupt genau wie sie sein, um mit deinen Zeichnungen zufrieden zu sein?
Erlaube dir selbst und anderen, dich als Künstler zu bezeichnen!
Vielleicht denkst du, dass dieser Begriff noch nicht auf dich zutrifft, weil du kein „richtiger“ Künstler bist. Aber um Künstler zu sein, musst du nicht erfolgreich, berühmt, oder besonders talentiert sein. Auch „schlechte“, unreife, unfertige, nicht dem Geschmack anderer entsprechende
Kunst ist Kunst. Worauf es ankommt, ist der Wille, etwas zu schaffen. Deine Bilder sind deine ganz persönliche Art, dich auszudrücken und deine Gedanken aufs Papier zu bringen. Finde also Vertrauen in deine eigene Phantasie, denn dort steckt das Potenzial zur deiner weiteren Entwicklung.
Verabschiede dich vom Perfektionismus!
Zieht es dich auch runter, wenn du daran denkst, was du alles noch nicht kannst? Hier hilft es, konkrete, bewältigbare Aufgaben zu schaffen. Statt aus dem Stehgreif die nächste Mona Lisa malen zu wollen, lerne doch erstmal, wie man ein Gesicht aufbaut, dann, wie man schattiert, dann wie man mit Ölfarben umgeht und immer so fort in immer kleinere Schritte aufgeteilt. Löse erstmal die Probleme, die gerade wichtig sind, bevor du schon an die nächsten Schritte denkst.
Außerdem: Fehler sind ultimativ nichts schlimmes. Ja, es ist vielleicht ärgerlich,
dass das zweite Auge völlig daneben gegangen ist, aber wer wird sich in
5 Jahren noch an ein misslungenes Bild erinnern? Dafür liebe ich Skizzenbücher: Sie sind nicht nur tolle Ideensammlungen, sondern bieten auch mal einen guten Anlass über alte Zeichnungen zu schmunzeln und die eigene Entwicklung nachzuvollziehen.
Ich richte mich mittlerweile nach dem Leitsatz: Fertig ist besser als perfekt. Einfach machen, weitermachen, Fehler akzeptieren und aus ihnen lernen.
Mache es, auch wenn du dich nicht bereit fühlst!
Wie geht der schöne Spruch? „Wenn wir warten, bis wir bereit sind, warten wir bis ans Ende unseres Lebens“. Der beste Weg, zu lernen besteht darin, nicht zu lange zu warten, bis man das Wissen praktisch anwendet. Statt z.B. 10 Bücher über das Comiczeichnen zu lesen, solltest du vielleicht 2 davon studieren und dann einfach anfangen. Während der Arbeiten ergeben sich Fragen von allein, die dann wieder anhand von Recherche oder Übung gelöst werden können.
4 Comments
Oh man, dass sollte ich mir jeden Abend herunterbeten :"D … was für ein toller Blogpost … und so wahr. Ich muss mich hierbei echt selbst an der Nase nehmen, obwohl mein Hauptbeweggrund für meine "Runtermachungen" oft die Angst vor Kommentaren ala "Hey Angeberin, für DAS brauchst du dir nichts einzubilden" sind. Absolut idiotisch, wenn ich jetzt darüber nachdenke – Also, danke dein Beitrag ist angekommen! ♥GLG Mia, die diesen Beitrag gerne auf ihrem Blog erwähnen und verlinken würde (ok ?) un-verbleumt.net
Natürlich, nur zu! Ich bin immer froh, wenn ich weiterhelfen kann :))
Toll auf den Punkt gebracht! 🙂 bin eigentlich ne „alte häsin“ im Geschäft und trotzdem immer mal wieder von kleinen Selbstzweifeln geplagt… danke für die klaren Worte!
ich danke dir